Baujagden in der Altmark – ein Höhepunkt im Jägerleben

Gardelegen    Mitglieder der Gruppe Gardelegen im Deutschen Teckelklub 1888 e.V.organisieren seit   2004 jährlich mit den ortsansässigen Jägern die revierübergreifenden Baujagden in sechs Hegeringen    im nördlichen Sachsen-Anhalt. Daran nehmen Teckel- und Terrierführer aus der Altmark und Börde teil Durchschnittlich beteiligen sich  ca. 15 Hundeführer und ein Falkner mit einem Steinadler an diese Bodenjagden. Diese Baujagden werden im Januar und Februar durchgeführt. Leider kann die Anzahl dieser großen revierübergreifenden Baujagden aus Termingründe nicht Erhöht werden, obwohl in weiteren Hegeringen der Wunsch dazu besteht. Dieses kann dann nur von einzelnen Teckelfreunden mit den Jägern in den verschiedensten Gebieten realisiert werden. Natürlich werden auch bei den Baujagden die Stroh- und Heumieten in der Feldflur mit den Hunden bejagd, da hier sehr oft die Füchse und Marder stecken. 2009 wurden bei diesen sechs revierübergreifenden  Baujagden zur Strecke gebracht: 68 Füchse, 5 Marderhunde, 4 Marder, 1 Mink, 2 Nuria  Somit beträgt die Gesamtstrecke von 2004 bis 2009 296 Füchse, 11 Marderhunde, 2 Iltisse, 6 Marder, 1 Waschbär, 18 Nutria. Zum Einsatz gelangen nur Hunde, die das Leistungszeichen „BauhundNatur“ haben. Die Vergabe dieses Leistungszeichen erfolgt bei den individuellen Baujagden von September bis Dezember. Diese Verfahrensweise hat sich auf den Ablauf der großen Baujagden bewährt. Nach den Jagden erfolgt beim Schüsseltreiben die Auswertung und der Erfahrungsaustausch zwischen den Hundeführern und Jäger. Dabei werden Vorschläge unterbreitet, wie diese Jagden noch effektiver vorbereitet und durchgeführt werden können. Auf diese revierübergreifenden Baujagden freuen sich schon das ganze Jahr über die Hundeführer und Jäger und es sind dadurch viele Freundschaften entstanden und der ein oder andere Jäger schaffte sich auch einen Teckelwelpen an, nach dem er sich von der Leistungsbereitschaft unserer kleinsten Jagdhunderasse überzeugt hat.

Joachim Brenz

Gardelegen

Die Baujagd auf den Dachs mit dem Teckel

Dachsbestände steigen an

Auch im nördlichen Sachsen-Anhalt haben die Dachsbestände deutlich zugenommen. Davon zeugen nicht nur die Anzahl der erlegten Dachse, sondern auch leider die vielen Unfallopfer im Straßenverkehr mit erheblichen Sachbeschädigungen am Auto.

Die Ursachen für den Anstieg liegen u.a. in der Tollwutimmunisierung durch ausgelegte Impfköder für Fuchs und Dachs. Die Tollwutseuchenzüge haben in den früheren Jahren stark für den Rückgang der Dachspopulation gesorgt. Da im nördlichen Sachsen-Anhalt heute die Tollwut so gut wie keine Rolle spielt, ist auch mit einem weiteren Aufwärtstrend des Dachsbestandes zu rechnen. Durch die seit 1996 durch die Teckelgruppe Gardelegen im Deutschen Teckelklub 1888 e.V. verstärkt durchgeführten Baujagden, kann der bundesweite Trend, das immer mehr Dachse die Fuchsbaue besetzen und sich zahlreich vermehrt haben, kann für das Gebiet der Altmark bestätigt werden.

Warum Baujagd mit dem Hund

Da der Dachs überwiegend ein nachtaktives Tier ist und tagsüber sich in Erdbauen oder Betonröhren aufhält, besteht relativ selten die Möglichkeit ‚diesen am Tage mit der Waffe zu erlegen. Hinzu kommt, dass die Jagdzeit auf den Dachs in Sachsen-Anhalt nur vom 01.09. bis 3 1.10. ausgeübt werden kann. Somit bleibt die Jagd mit der Waffe nur beim Mond an den Schwarzwildkirrungen oder am Dachsbau. Diese Zeit nutzt der Jäger aber verstärkt zur Schwarzwildjagd und will sich durch Schussabgabe auf den Dachs nicht das Schwarzwild vergrämen. Daraus ergibt sich ein weites Betätigungsfeld für die aktiven Baujäger mit dem Terrier oder Teckel den Dachs zu bejagen. Da die Baujagd grundsätzlich am Tage und in der Regel außerhalb der Tageseinstände des Schwarzwildes durchgeführt wird, kommt es hier auch zu keiner Interessenkolosion zur Schwarzwildjagd.

In den weiteren Ausführungen möchte ich mich ausschließlich auf den Einsatz des Teckels beschränken, da mir Erfahrungswerte über den Terriereinsatz fehlen. Unter vielen Teckelführern gibt es noch Vorurteile über die Baujagd auf den Dachs. Sie begründen das mit der angeblichen Gefährdung des Bauhundes durch den Dachs, dass der Dachs aggressiver als der Fuchs sei und der Hund angeblich durch den Dachs verklüftet würde und nicht mehr aus dem Bau kommen kann. Zumal muss in den meisten Fällen ein Einschlag gemacht werden muss, da der Dachs relativ selten vor dem Hund den Bau verlässt.. Diese Bedenken kann ich aus den bisher gesammelten Erfahrungen bei der Baujagd mit dem eigenen Hund (über 20 Dachse) sowie aus meiner Gebrauchsrichtertätigkeit bei der Vergabe des Leistungszeichens „BauhundNaturDachs“ (BhND) in Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Niedersachsen nur bedingt nachvollziehen. Jedem Weidgenossen, der mit seinem Hund aktiver Baujäger werden möchte, kann ich als „Lehrbuch“ das Buch „ Bodenjagd“ vom Altmeister der Baujagd mit Teckel und Terrier ‚ Forstmeister Rudolf Fries ‚ empfehlen. Einen hohen Stellenwert für die züchterische Beurteilung der Anlagen, Wesen, Leistungsfähigkeit der Hunde nimmt die Arbeit am Naturbau, speziell auf den Dachs ein. Bei keiner anderen Prüfung können solche Anlagen und Eigenschaften geprüft werden wie Wesensfestigkeit, Wildschärfe und Wildhärte, Ausdauer, Nase, Laut, Spurwille, Jagdverstand usw. Die Arbeit an der Schliefenanlage am abgeschieberten Fuchs, bei dem kein unmittelbarer Raubwildkontakt besteht, hat wenig züchterischen Wert. Da in Deutschland auch nicht mit dem Teckel im Schwarzwildgatter gearbeitet werden kann, um die Wildschärfe am Schwarzwild zu prüfen, bietet die Arbeit am Dachs ein Äquivalent dafür. Aus meiner Praxis kann ich sagen, dass die Hunde, die auch intensiv am Dachs arbeiten, keine Probleme bei der Nachsuche bzw. beim Stöbern auf Schwarzwild haben.

Die Auswahl des Teckels für die Baujagd

Zur Baujagd auf den Dachs können Zwergteckel bis Teckel vom schweren Normalschlag verwendet werden. Die Haarart und Farbe spielen eine untergeordnete Rolle. Kurzhaarige Hunde sind nach der Baujagd pflegeleichter und Flöhe/Zecken lassen sich leichter entfernen. Jäger, die sich für die Baujagd interessieren und noch keinen Teckel haben, sollten sich von einem Jagdgebrauchshundezüchter einen Teckelwelpen kaufen. Die Auswahl dafür fängt bei der Suche nach ~geeigneten Elterntieren an. Die beiden Zuchtvereine „Deutscher Teckelklub“ und „Verein Jagdteckel“ bieten hier geeignete Hunde an. Beide Elterntiere sollten möglichst das Leistungszeichen für Schussfestigkeit, Spurlaut, und das Leistungszeichen BauhundNaturDachs haben. Eine noch bessere Aussage über die Veranlagung der Eltern ist gegeben, wenn deren Vorfahren oder Wurfgeschwister ebenfalls diese Leistungszeichen haben. Auch sollte darauf geachtet werden, ob die Elterntiere auch mehrfach erfolgreich zur Baujagd eingesetzt wurden . Nur so ist mit hoher Wahrscheinlichkeit gewährleistet, das auch die Welpen das gewünschte Erbgut haben. Allein das erworbene Leistungszeichen bei der Arbeit in der Schliefenanlage am Fuchs gibt keine züchterische Aussage über die erforderlichen Anlagen für die Arbeit im Naturbau, da der Hund in der Schliefenanlage keinen Raubwildkontakt hat und die Arbeitsweise in der Schliefenanlage zu kurz ist und nicht den Erfordernissen der Naturbauarbeit entspricht.

Bei der Welpenauswahl sollte man sich den gesamten Wurf einschließlich der Hündin anschauen. Bereits aus der sozialen Struktur des Wurfes lassen sich erste Aussagen zum Wesen geeigneter Welpen ableiten. Hier sollten entsprechende Hilfsmittel zum Welpentest eingesetzt werden. Diese können sein: Prüfen der Reaktion auf laute Geräusche, dazu kann ich ein rasselndes Schlüsselbund auf den Boden in Welpennähe werfen, hölzerne Brettchen zusammenschlagen oder mit einer Schreckschusspistole in mindestens 50 Meter Entfernung einen Schuss abgeben. Zur Prüfung das Interesse für Wild, kann den Welpen eine frische Rehwild- und Schwarzwilddecke, Fuchsbalg oder Dachsschwarte (ersatzweise eingefrostete und aufgetaute), vorgelegt werden. Somit können wir das Interesse für Wild und einige Merkmale für die Wesensfestigkeit feststellen.

Die Vorbereitung des Hundes für die Baujagd

Die Ausbildung findet bereits im Welpenalter statt ‚ wenn der Züchter die Welpen mit 8 bis 10 Wochen abgibt. Der Hund sollte sofort mit ins Jagdrevier genommen werden, um sich mit den verschiedensten Gerüchen und Geräuschen vertraut zu machen. Auch sollte man ihn an frisch befahrenen Fuchs- und Dachsbauten riechen lassen — aber nur angeleint und nicht einfahren lassen ! Bei der Jagd erlegte frische Füchse und Dachse sollten dem Junghund vorgelegt werden, eventuell diese bewegen, um den Hund an den Geruch und Geschmack zu gewöhnen. Der Hund sollte die Möglichkeit haben, an Balg oder Schwarte zu zausen. In diesem Alter sollte mit den Welpen das Durchschliefen von Röhren (im Garten ‚ Zwinger) geübt und der Hund an die Schliefenanlage ‚natürlich ohne eingesetztes Raubwild herangeführt werden. Auch die Baujagd ‚ bei dem ein Einschlag erfolgte und das Raubwild erlegt wurde, kann sehr gut für die Einarbeitung genutzt werden. So wird nach dem Einsatz eines Kontrollhundes, der von der Einfahrt bis zum Einschlag den Bau absucht, ob kein weiteres Raubwild im Bau steckt, dieser abgenommen und das frisch erlegte Raubwild in den Einschlag gelegt. Dann wird der Junghund an der Einfahrt angesetzt, so das er bis zum Raubwild schlieft und dieses verbellt bzw .beutelt. Ist der Hund ein Jahr alt ‚ kann der Teckel in der Schliefenanlage am abgeschieberten Fuchs geprüft werden. Hier können bereits erste Aussagen über die mögliche spätere Arbeitsweise des Hundes getroffen werden. Ist der Hund ein „Flieger“, d.h. er verlässt ein oder mehrmals den Bau und schlieft selbständig wieder ein, oder er ist ein „Steher“, d.h. er liegt am abgeschieberten Raubwild fest vor, verbellt dieses Anhaltend und muss abgenommen werden. Für die spätere Baujagd auf Dachs wird der „Steher“ gewünscht, da sich der Dachs sehr schnell in Sandbauen „verklüftet“, wenn der Hund von ihm ab!äßt. Der Hund kommt dann durch die zugeschüttete Röhre nicht mehr an den Dachs heran.

Als oberster Grundsatz gilt: Ich darf den Hund nicht mit Zwang in die künstlichen Röhren, Schliefenanlage bzw. in den Naturbau schicken ! Der Hund muss selbständig die Baue annehmen.

Bei unerfahrenen Hunden, kann ich diese noch etwas anfeuern. Dieses sollte jedoch nicht übertrieben werden, da der Hund schnell zum „Blender“ werden kann. Das heißt, der Hund schlieft nur auf unser Kommando und unter mehrfachem Zureden ein, im Bau gibt er dann Laut, obwohl gar kein Raubwild vorhanden ist. Er wird dann wenn er aus dem Bau kommt noch gelobt und so verknüpft er das Einschliefen, Bellen im leeren Bau mit der zu erwartenden Belobigung.

Die Ausbildung des Hundes für die Naturbauarbeit sollte stets mit angelegtem Bausender erfolgen und unter Einsatz des Empfängers erfolgen. Für den Hund wird das zum Ritual wie das Anlegen der Schweißhalsung mit Schweißriemen für Nachsuchen. Auch muß sich der Hund an das akustische Signal des Empfängers des Bauhundretters gewöhnen.

Ist der Hund für die Baujagd sicher eingearbeitet und älter als 12 Monate, kann ich mit ihm im Rahmen der Baunaturarbeit das Leistungszeichen -BauhundNaturDachs- (BhND) erwerben. Hierzu sollten ein oder zwei erfahrene Gebrauchsrichter, die die Prüfungsberechtigung haben, hinzugezogen werden. Hat der Hund das Leistungszeichen, so besitzt er laut Jagdgesetz die Eignung für die Baujagd. Im Interesse des Tierschutzes, sollte jeder Einsatz des Hundes bei der Bauarbeit mit einem Peilsender, dem „Bauhundretter“, erfolgen. Ob der erste Einsatz auf Fuchs oder Dachs für die weitere Arbeit des Hundes auf eine bestimmte Raubwildart prägend ist, kann ich nicht beurteilen. Mein Hund hat im Bau zuerst den Dachs erfolgreich gearbeitet und vermutlich hat ihn dieses Erlebnis für die weitere Bauarbeit geprägt. Er arbeitet den Dachs über mehrere Stunden, verlässt auch bei Einschlaggeräuschen nicht den Bau. Zum Teil zeigt er durch selbstständiges Graben den „verklüfteten“ Dachs an.

In der Praxis zeigt sich oft, dass Hunde die nur am Fuchs ausgebildet wurden und an diesen gearbeitet haben, sich erst an die Arbeit am Dachs gewöhnen müssen. Hunde mit ungenügendem Schneid verweigern manchmal die Arbeit am Dachs. Jeder Baujäger, der auf den Dachs arbeitet muss sich im klaren sein, dass der Dachs nur selten und dies nur bei flachen bauen, springt. Bei 90 % der Arbeiten muss ein Einschlag gemacht werden und der Dachs wird nach Abnahme des Hundes im Einschlag erlegt .Das Hunde, die zur Baujagd eingesetzt werden, eine gültige Tollwutschutzimpfung haben müssen, versteht sich von selbst.

Die Baujagd auf den Dachs

Bei der Auswahl der Dachsbaue zur Arbeit mit dem Teckel sollten keine Felsbaue und sehr alte und tiefe Dachsburgen, die oft bis 5 Meter tief und mehretagig sind, gearbeitet werden. Hier springt der Dachs nicht und nur durch zeit- und kraftaufwendige metertiefe Einschläge kommt man an Hund und Dachs heran. Sehr oft müssen mehrere Einschläge vorgenommen werden, da durch die Grabungsgeräusche der Dachs seine Stellung verändert.

Wie unterscheide ich einen befahrenen Dachsbau von einem Fuchsbau?

Die Dachsbaue haben überwiegend einen größeren Röhrendurchmesser an den Einfahrten. Bei der Haupteinfahrt ist ein rinnenförmiger Paß ‚ „das Geschleif“. Oft führen vom Feld zum Dachsbau, aber auch von nebeneinanderliegenden Dachsbauen breite Pässe zu den Haupteinfahrten. Der Dachs trägt mehr Sand aus dem Bau und so liegt bedeutend mehr Erde und Sand in der Umgebung der Ein- und Ausfahrten als beim Fuchs.

Zum Herbst räumen die Dachse ihre Winterbaue aus und tragen frisches Heu und Moos in den Bau. Hier sind Grashalme und Moos in der Einfahrt zu finden. Wenn in unmittelbarer Umgebung frische Löcher in Laub und Erde zu finden sind, hat hier der Dachs nach Würmern und Insektenpuppen „gestochen“ oder nach Wurzeln gegraben. Auch findet man in der Umgebung kleine Löcher mit Kot ‚ die „Dachstoiletten“ Dachsbaue haben in der Regel mehrere Ein- und Ausfahrten . Es gibt die Haupteinfahrt, die täglich abends und morgens genutzt wird und somit die größte Röhre mit „Geschleif“ aufweist. An dieser Einfahrt sollte auch der Hund bei der Bauarbeit angesetzt werden. Für die Dachsjagd reicht der Hundeführer und zwei mit der Flinte bewaffnete Jäger aus, die sich beim notwendigen Einschlag auch abwechseln können. Sie sollten also körperlich fit sein.

Wichtig ist, das nicht auf dem Dachsbau herumgetrampelt wird. Da nicht bekannt ist, wie lang das Röhrensystem ist und in welche Richtung es verläuft, sollte bis 25 Meter Abstand gehalten werden. Von keiner Ein- und Ausfahrt aus darf der Dachs den Jäger sehen. Die Windrichtung ist ebenfalls zu beachten. Der Dachs sichert in der Röhre, erblickt er den Jäger, verlässt er nicht mehr den Bau und es muss gegraben werden.

Zum Einsatz kommt nur ein Bauhund. Bei zwei Hunden kann der Vordere durch den nachfolgenden Hund auf den Dachs geschoben werden, bzw. wenn der Dachs den Hund attackiert, kann dieser nicht nach hinten ausweichen und es können die Hunde verletzt werden.

Zwei Hunde sollten nur dann gleichzeitig zum Einsatz kommen, wenn diese durch den Hundeführer gemeinsam eingearbeitet wurden und die Hunde untereinander sich sehr gut verstehen. Dieser Einsatz sollte jedoch die Ausnahme sein.

Die Bauhunde sollten so ausgebildet sein, dass der Hundeführer 25 Meter vom Bau entfernt stehen bleibt und der Hund selbstständig die Röhren absucht und einschlieft. Jetzt ist Warten angesagt. Oft liegt der Dachs nur 2 bis 3 Meter von der Einfahrt in der Röhre und der Hund verfolgt den Dachs im Bau, bis sich dieser in der Röhre, oftmals an einem Röhrenknie stellt oder bis in eine Endröhre drückt. Viele Jäger sind der irrigen Annahme, dass der Hund den Dachs im Kessel stellt. Dieses ist nicht der Fall, da im großen Kessel der Dachs dem Hund die ganze Körperpartie preisgeben würde und der Dachs sich des angreifenden Hundes schlecht erwehren kann. Vom Kessel geht noch eine Endröhre bis zu 2 Meter Länge ab, in der sich der Dachs dann dem Hund stellt.

Auch wird vielfach die Meinung vertreten, dass der Dachs den Hund „verklüftet“ (die Röhren zuscharrt und der Hund nicht mehr aus dem Bau kommt). Dies ist absolut nicht der Fall Schlieft der Hund in den Bau ein und riecht er den Dachs, so gibt der Hund Laut. (Stumme Hunde sollten nicht zur Bauarbeit eingesetzt werden) Der Dachs wird vor dem Hund im weitverzweigten Röhrensystem flüchtig und versucht sich dem Zugriff des Hundes zu entziehen. Auf dieser Flucht hat er keine Zeit, sich selbst zu „verklüften“. Wenn der Hund den Dachs hart bedrängt, stellt er sich an einem Röhrenknie, Röhrenabzweigung oder in der Endröhre. Hier senkt er seinen Kopf und bietet dem Hund die Nackenpartie. Kommt der Hund in den Gebissbereich des Dachses, so kann er schon mal die Behangspitzes (Ohr) des Hundes abbeißen oder in den Behang Löcher beißen. Auch gibt es gelegentlich Bisswunden in die Backe des Hundes ‚ eventuell auch auf den Nasenrücken. Der Dachs lässt den Hund nach dem Biss sofort wieder los. Fang in „Fang-Positionen“ habe ich beim Dachs noch nicht erlebt.

Die Anzahl und Schwere der Verletzungen des Hundes durch den Dachs sind nicht so zahlreich und stark wie beim Fuchs. Dass der Dachs den Hund mit seinen Pranten verletzt, gehört ins Reich der Fabeln und ist anatomisch nicht machbar. Wenn Dachs und Hund sich in der Röhre gegenüber liegen, reichen die Pranten nur bis zur Kehle des Dachses und können somit den Hund nicht verletzen.

Springt der Dachs nach einer Wartezeit von ca. 30 bis 45 Minuten nicht, so begibt sich der Hundeführer vorsichtig auf den Dachsbau und ortet mit dem Bauhundretter den Standort des Hundes und verhört, ob er~ Laut gibt und vor dem Raubwild liegen könnte. Diese Steile wird auf der Erdoberfläche markiert. Dann bleibt der Hundeführer stehen und wartet weitere 5 bis 10 Minuten, ob der Hund an der gleichen Stelle bleibt . Liegt der Hund fest vor, wird mit dem Einschlag begonnen. Wichtig dabei ist, dass mindestens ein Flintenschütze die Ausfahrten im Auge behält. Denn bei Grabungsgeräuschen kann der Dachs auch springen. Bei Tiefen von über 80 Zentimeter sollte die Einschlagsgröße von l80x80 Zentimeter gewählt werden.

Ich empfehle den Einschlag unmittelbar hinter dem Hund durchzuführen. Dies dient der Sicherheit des Hundes. Steckt der Dachs in der Endröhre und kann nicht mehr nach hinten ausweichen, kann er durch die Grabungsgeräusche den Hund überrollen und eventuell verletzen.

Das Anstechen der Röhre sollte der Hundeführer selbst vornehmen. Nach dem Öffnen mit Spaten oder Schippe zwischen Hund und Dachs abschiebern und den Hund aus dem Einschlag nehmen und anleinen. Darauf achten, dass der Hund keinen Laut gibt. Die rückwärtige Röhre wird dann mit Sand verfüllt, so dass der Dachs nicht in die Bauanlage zurückweichen kann. Selbst aus den Einschlag steigen und den Spaten wegnehmen, so dass der Dachs in den Einschlag kommen kann. Dies erfolgt nach kürzester Zeit wenn Ruhe ist. Hier kann der Dachs mit der Fangschusswaffe erlegt werden. Der Schuss muss generell auf die Schädelmitte mit der Normalpatrone (keine Fangschusspatrone) erfolgen. Schüsse in den Fangbereich oder auf den Körper töten den Dachs nicht und sind Tierquälerei. Auch darf kein Hund an einen krankgeschossenen Dachs angesetzt werden. Die Verletzungsgefahr für den Hund ist zu groß.

Sollte der Dachs nicht in den Einschlag kommen, könnte ein Röhrenknie vorhanden sein und der Dachs hat sich weiter zurückgezogen. Mit der Taschenlampe in die Röhre leuchten und notfalls den Hund erneut ansetzen. Beim erneuten Ansetzen des Hundes darauf achten, dass er jederzeit nach hinten auf Attacken des Dachses ausweichen kann und nicht durch Erde in der Röhre behindert wird. Hat der Dachs den Menschen im Einschlag gesehen, kommt er nicht, da muss dann erneut ein Einschlag über dem Dachs vorgenommen werden und nach ein paar Spatenstichen kommt dann der Dachs in den Einschlag, wenn er die Grabungsgeräusche hört.

Wenn der Dachs erlegt oder die Arbeit erfolglos abgebrochen wurde und der Hund aus dem Bau ist, wird der Einschlag „überbrückt“. Dazu werden Bretter oder Äste mit Grassoden über die geöffnete Röhre gelegt und der Einschlag mit Erde verfüllt und mit Steinen markiert. Somit kann der Bau mehrere Jahre genutzt werden.

Was tun, wenn der Hund nach längerer Vorliegearbeit oder beim Einschlag den Bau verlässt ?

Am Dachs unerfahrene Hunde lassen nach längerer Vorliegearbeit oder bei Grabungsgeräuschen vom Dachs ab und kommen aus dem Bau. Hier ist es wichtig, alle Stellen, wo der Hund längere Zeit vorgelegen hat, zu kennzeichnen. Schlieft der Hund erneut ein und gibt keinen Laut mehr und kommt bald wieder aus dem Bau, hat er den Dachs verloren, da dieser sich „verklüftet“ hat, d.h. hinter sich Sand gebuddelt hat und der Hund nicht mehr an ihn herankommt. Viele Hunde brechen dann die Arbeit ab. An der markierten Stelle soll dann der Einschlag bis zur Röhrenöffnung durchgeführt und der weitere Röhrenverlauf gesucht werden. Hier kann ein Hund mit guter Nase weiterhelfen, denn der durch den Dachs hinter sich geschaufelte Sand weist genügend Geruchspartikel auf und zeigt die Fluchtrichtung des Dachses an.

Was tun wenn der Hund verletzt ist?

Die heutigen Teckel zeigen eine gesunde Raubwildschärfe . Sie stürmen nicht blindlings auf das Raubwild und verbeißen sich an irgendwelchen Körperstellen. In meiner Baujagdpraxis habe ich festgestellt, dass der prozentuale Anteil und die Schwere der Verletzungen bei der Bauarbeit auf den Dachs geringer sind als beim Fuchs. Nach jeder Bauarbeit sollte besonders der Fang des Hundes kontrolliert werden, ob das Zahnfleisch oder eine Zahntasche verletzt wurde. Verletzungen und besonders die Augen müssen mit klarem Wasser sofort ausgewaschen werden, da sich viel feiner Sand hinter die Augenlider festsetzt und es somit zu Entzündungen des Auges kommen kann. Leichte Verletzungen werden vor Ort mit dem Desinfektionsmittel „Retterspitz“ (in Apotheke) behandelt, anschließend wird Wundsalbe aufgetragen. Bei tieferen Wunden sollte der Tierarzt zu weiteren Behandlungen aufgesucht werden. Nach jeder Bauarbeit soll dem Hund reichlich Trinkwasser angeboten werden. Auch ein leicht verletzter Hund sollte am gleichen Tag nicht mehr in den Bau geschickt werden. Bei raubwildscharfen Hunden, die leicht verletzt sind, steigt der Adrenalinspiegel sehr hoch an. Sie verspüren dann keinen Schmerz und können sich bei Kämpfen mit dem Dachs schwere Verletzungen zuziehen.

Hilfsmittel für die Baujagd

Bauhundretter der Marken DEEBEN „Ferret Finder“ und der neue „Ferret Finder II“ sowie „Ortovox“. Für sehr tiefe Dachsbaue ist der „Ortovox“ zu empfehlen.

Spaten ‚ Schaufel mit langem und kurzen Stiel, eine „Wiedehopfhacke“ wie sie in der Forst Verwendung findet, Taschenlampe, „Dachszange“, Handbeil, kleine Säge, Fangschussrevolver ab ca. 38 Spezial, Desinfektionsmittel, Trinkwasser für den Hund, Handy mit Tel.-Nr. des nächsten Tierarztes.

Verwertung des Dachses

Die heutige Verwertung des Dachses beschränkt sich überwiegend auf die gegerbte Schwarte als Schmuck für das Jagdzimmer. Aber auch die Fangzähne lassen sich wie beim Fuchs zu Schmuck in Form von Anhängern oder Broschen durch den Juwelier verarbeiten. Der auf Trichinen untersuchte Dachskern lässt sich wie ein Wildbraten zubereiten und ist für den menschlichen Genuss geeignet. Eine schmackhafte Spezialität sind geräucherte Dachskeulen. Das beim Abschwarten gewonnene Feist kann nach entsprechender Wärmebehandlung als Lederfett verwendet werden. Weitere Verwendung des Feistes zur Salbenherstellung und die Verwendung der Borsten zu Pinselherstellung sind möglich, werden aber wegen des Aufwandes heute nicht mehr praktiziert.

Zur Ausbildung von Jungjägern und als Anschauungsmaterial in Ausstellungen kann der Dachs durch den Präparator präpariert werden, oder der Jäger kann selbst durch Abkochen und Bleichen den Skelett-Schädel präparieren.

Joachim Brenz

DTK-Gruppe Gardelegen